Sonne, wenig Regen: Nicht nur im Oktober, auch im November lagen die Temperaturen bisher deutlich über den üblichen Werten. Das wüchsige Wetter hat dazu geführt, dass die Grünlandbestände vielerorts sehr üppig ausfallen. Einige Milchkuhbetriebe haben auch in den vergangenen Wochen einen späten Grasschnitt durchgeführt. Doch auch auf diesen Beständen führen die vergleichsweise hohen Temperaturen dazu, dass die Gräser weiterwachsen. Wir haben deshalb den Grünlandberater Tammo Peters...
Sonne, wenig Regen: Nicht nur im Oktober, auch im November lagen die Temperaturen bisher deutlich über den üblichen Werten. Das wüchsige Wetter hat dazu geführt, dass die Grünlandbestände vielerorts sehr üppig ausfallen. Einige Milchkuhbetriebe haben auch in den vergangenen Wochen einen späten Grasschnitt durchgeführt. Doch auch auf diesen Beständen führen die vergleichsweise hohen Temperaturen dazu, dass die Gräser weiterwachsen. Wir haben deshalb den Grünlandberater Tammo Peters (Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein) gefragt, welche Strategien jetzt für das Grünland angesagt sind.
Bestände nicht zu hoch in Vegetationsruhe
Die Bestände sollten zu Vegetationsende nicht höher als ca. 10 cm ausfallen. Das hat zwei Gründe:
- Wird der Winter kalt bzw. fällt Schnee kann bei zu hohen Beständen schnell Pilzbefall, wie zum Beispiel Schneeschimmel, entstehen. Dieser führt dann im Frühjahr zu geringen Zuwachsraten und lückigen Grasnarben, so dass sich hier Unkräuter schnell ausbreiten können.
- Blattmaterial mit einer langen Verweildauer über den Winter hinweg ist im Frühjahr weniger photosynthetisch aktiv als junges, frisch nachgewachsenes Blattmaterial. Gehen die Bestände zu hoch bzw. zu üppig in den Winter kann das Licht im Frühjahr nicht so tief in die Bestände eindringen, sodass die Triebknospen-Anregung und somit die Neubildung junger Triebe und Blätter vermindert ist. Die mögliche Photosynthese-Leistung wird nicht ausgeschöpft. Diese ist aber für vitale Bestände mit hohen Zuwachsraten und einer hohen Leistungsfähigkeit entscheidend.
Gras in Wickelballen zu ernten, bietet sich vor allem für trockene Schnitte an, wird häufig aber auch für Herbstschnitte genutzt. Wie gilt es dabei zu beachten?
Frischgras füttern, um Grünland zu nutzen
Stellt sich die Frage welche Maßnahmen jetzt angezeigt sind, um die angestrebte Bestandshöhe zu erreichen?
Für die Bereitung einer sehr späten Silage ist es vielerorts jetzt zu spät. Geringe Zuckergehalte im Gras, zu kurze Anwelkzeiten sowie eine nicht optimale Befahrbarkeit können in der Regel die Kosten für das Silieren nicht mehr rechtfertigen.
Alternativ kann jetzt „eingegrast“ werden, d.h. die Bestände werden auf der Höhe von 8 bis 10 cm geschnitten und das Frischgras wird mithilfe eines Ladewagens direkt an die Kühe bzw. Rinder verfüttert.
Möglich ist auch das Mulchen des Grünlands. Dies ist aber nur bei nicht zu üppigen Beständen angezeigt, denn verbleibt eine zu dichte Mulchschicht auf dem Pflanzenbestand kann die darunterliegende Grasnarbe ersticken bzw. es können sich unter der Mulchschicht Fusarien ausbreiten und Schimmelnester bilden.
Weiden bleibt kostengünstigste Lösung
Die kostengünstigste Alternative bleibt weiterhin die Beweidung der Flächen, natürlich immer unter der Voraussetzung, dass die nötige Infrastruktur (Zäune, Tränken etc.) vorhanden ist und es zu keinen Trittschäden kommt. Um den Grasbestand möglichst ohne Trittschäden zu reduzieren kann z.B. eine kurze Weidedauer mit hoher Besatzdichte (hohe Anzahl Tiere pro Hektar) sinnvoll sein. Bei Beständen, bei denen die Gefahr von Schäden besteht, kann auch nur eine stundenweise Beweidung sinnvoll sein.
Bei einer Milchviehherde im Hochleistungsbereich, kommt eine Beweidung mit Tieren im späten Laktationsstadium oder mit Jungtieren am ehesten in Frage, da diese einen geringeren Anspruch an die Futterqualität haben. Die schonendste Beweidung findet aber mit Schafen („Goldklaue“) statt.
- Immer mehr Betriebe führen eine Nachsaat im Herbst durch. Allerdings ist eine Nachsaat zum jetzigen Zeitpunkt vielerorts eigentlich nicht mehr angezeigt. Denn das Risiko steigt, dass das Gras bei milden Temperaturen noch keimt, die Keimlinge aber bei einer Kälteperiode mit Bodenfrost dann wenig widerstandsfähig sind (Absterben der Keimlinge).
- Aufgrund des wüchsigen Bedingungen sollten die Bestände auch jetzt noch auf den Befall durch Feldmäuse kontrolliert werden, denn sie können nach wie vor enorme Schäden verursachen. Erst nach Überprüfung der Notwendigkeit für eine Bekämpfung, sollte ein Auslegen von Ködern etc. erfolgen. Die gute fachliche Praxis muss immer eingehalten werden.