Ein Limax bzw. Tylom ist eine Wucherung (Hyperkeratose) im Zwischenklauenspalt (ZKS), meist bei gespreizten und flachen Klauen. Bei extremer Ausbildung kann man die wulstartige Zubildung vorne zwischen den Klauen sehen. Das muss aber nicht heißen, dass die Kuh deshalb lahmt. Viele Tiere sind trotz stark ausgeprägtem Limax lahmfrei. Oft schmerzt die Wucherung erst, wenn sie entweder so groß ist, dass sie den Boden beim Auffußen berührt oder sie durch Abschürfungen entzündet bzw. von...
Ein Limax bzw. Tylom ist eine Wucherung (Hyperkeratose) im Zwischenklauenspalt (ZKS), meist bei gespreizten und flachen Klauen. Bei extremer Ausbildung kann man die wulstartige Zubildung vorne zwischen den Klauen sehen. Das muss aber nicht heißen, dass die Kuh deshalb lahmt. Viele Tiere sind trotz stark ausgeprägtem Limax lahmfrei. Oft schmerzt die Wucherung erst, wenn sie entweder so groß ist, dass sie den Boden beim Auffußen berührt oder sie durch Abschürfungen entzündet bzw. von Mortellaro befallen ist. Breitet sich die Infektion in die Tiefe des Limax aus, fangen die Kühe stark an zu lahmen. Komplikationen entstehen, wenn die Klauenwand und tiefere Strukturen betroffen sind.
Ursachen
Nur zu 10 % fließt der Limax in die Gewichtung des Zuchtwerts RZKlaue ein, was zeigt, dass die Klauenerkrankung nur gering erblich ist. Gründe für die Ausbildung kann zum Beispiel eine Spreizklaue sein, die zu einer Überdehnung des Zwischenklauenspalts führt.
Häufigste Ursache für die Ausbildung eines Limax ist jedoch eine ständige Reizung des Klauenspalts. So kann ein falscher Klauenschnitt oder eine fehlende Hohlkehlung zu Reizungen führen, die bei jedem Schritt beansprucht werden. Dadurch vergrößert sich die Wucherung immer mehr, vergleichbar mit der Hornhaut beim Menschen.
Therapie
Die wichtigste Maßnahme ist eine korrekte Klauenpflege zur Prophylaxe (siehe S. 28). Bei kleinen Zubildungen ohne (deutliche) Spreizung der Klauen ist keine spezielle Therapie notwendig. Beim Klauenschnitt müssen alle störenden Kanten entfernt werden. Dies gilt für Kühe, die trotz Befall lahmfrei sind. Ist der Limax bereits entzündet und/oder lahmt das Tier, gibt es drei Behandlungsmöglichkeiten:
Die gängigste Behandlung ist ein Verband mit Aufbringen einer Salicylsäurepaste. Er muss nach fünf Tagen kontrolliert abgenommen und der Erfolg im Klauenstand überprüft werden. Salicylsäure wirkt keratolytisch (hornlösend), antiseptisch, juckreizlindernd und entzündungshemmend. Der Limax lässt sich anschließend abziehen und die Behandlung kann bei großen Tylomen wiederholt werden.
Alternativ kann eine Polyurethan-Wundauflage unter einem Verband auf dem Limax angebracht werden. Es fördert die Rückbildung des Limax und die Wiederherstellung einer funktionsfähigen Hautbarriere auf dem Wulst und im ZKS. Geeignetes Verbandsmaterial und die Wickeltechnik sorgen dafür, dass sie deutlich länger belassen werden können. Sie müssen mindestens zwei Wochen halten und dann ebenfalls kontrolliert abgenommen werden. Ein chirurgischer Eingriff eines Tierarztes ist nur nötig, wenn der Limax trotz oben beschriebener Behandlungen nicht heilt, sich stark entzündet und schmerzt oder so groß ist, dass Bodenkontakt besteht. In diesem Fall darf er nur unter Anwendung einer Lokalanästhesie von einem Tierarzt entfernt werden. Die Nachsorge mit Verbandswechseln kann in Absprache mit dem Tierarzt zum Teil vom Tierhalter oder Klauenpfleger durchgeführt werden.
Prophylaxe
Die regelmäßige funktionelle Klauenpflege ist die beste Prophylaxe gegen die Ausbildung eines Limax. Die Sohlenflächen beider Klauen bilden eine stabile Ebene, senkrecht zur Zehenachse, und die Übergänge bei der Hohlkehlung werden glatt und fließend ausgearbeitet. So wird durch eine funktionierende Selbstreinigung und gleichmäßige Lastverteilung der ZKS geschont.
Jede Kuh sollte mindestens zwei- bis dreimal jährlich zur Klauenpflege. Bei Tieren mit Spreizklauen bietet sich ein engeres Intervall an, um bei vermehrter Hornbildung möglichst früh eingreifen zu können. Weitere Prophylaxefelder sind die Haltungsbedingungen: Saubere, trittsicher Laufgänge verhindern, dass Kühe ausrutschen. Trockene, weiche Liegeboxen führen zu längeren Liegezeiten. Um das Risiko zu reduzieren, dass ein Limax schmerzhaft wird, ist außerdem die Bekämpfung der Mortellaroschen Erkrankung entscheidend.
In Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Willig, Rindergesundheitsdienst Niedersachsen
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